Kurzeinfahrt/Durchrutschweg

  • Ich hab eine Frage an die Fdl unter euch. Da wir hier in CH keine Durchrutschwege kennen würde mich folgendes interessieren:

    Geben sei ein Stellwerk wo mit 'kurzer' Einfahrt (Durchrutschweg K) gleichzeitig von 2 Seiten eingefahren werden kann. Soweit ich das begriffen habe, wird bei der Kurzeinfahrt Hp2 (Langsamfahrt) signalisiert, weil eben der Durchrutschweg fehlt. Jetzt ist der 1. Züge schon über die Einfahrweiche drüber, der 2. noch nicht über das Einfahrsignal. Nun stelle ich dem 2. bereits die Ausfahrt/Durchfahrt. Damit ist ja nun der Durchrutschweg frei und gesichert, innerhalb der Ausfahrstrasse. Meine Frage nun: Wechselt jetzt das Einfahrsignal auf HP1? oder verbleibt es auf Langsamfahrt?

    Gruss Hanspeter

  • Nein, denn hat der Tf das Vorsignal Vr2 (Langsamfahrt erwarten) wahrgenommen und zeigt jetzt das Hauptsignal plötzlich Hp1 (Fahrt), könnte dies ein zweifelhaftes Signalbild sein und der Tf würde sofort anhalten.

    Es könnte sogar sein, das er dann auch bei der Ausfahrt Hp 2 (Langsamfahrt) bekommt, obwohl hier sonst Hp 1 (Fahrt) gezeigt wird. Je nachdem wie weit die Einfahrweiche, vom Asig entfernt ist.


    C.Z.

  • Beim ESTW gibt es in Kombination mit dem KS-Signalsystem die Möglichkeit der "Hochsignalisierung".

    D.h. wenn der Durchrutschweg nachträglich verlängert wird, die Ausfahrzugstraße gestellt wird oder bei verkürztem Bremswegabstand das folgende Signal auf Fahrt gestellt wird, kann der Fahrtbegriff am Startsignal aufgewertet werden - Also z.b. von KS1+KZ4 auf KS1.

    Ein zweifelhaftes Signalbild ist das nicht.

    C.Z.: Das mit der Einfahrweiche verstehe ich nicht ganz ... oder meinst Du eine "Mittelweiche"?

    Gruss

    ESTWsim

  • Quote

    Original von Hanspeter Thöni
    [...] habe, wird bei der Kurzeinfahrt Hp2 (Langsamfahrt) signalisiert, weil eben der Durchrutschweg fehlt.
    [...]

    Die Durchrutschwege werden insgesamt in 4 Kategorien eingeteilt:

    >= 200 m --> Vmax unbegrenzt

    < 200 m bis >= 100 m --> Vmax 60 km/h

    < 100 m bis >= 50 m --> Vmax 40 km/h

    < 50 m bis 0 m --> Vmax 30 km/h

    Gruss

    ESTWsim

  • Zur Begriffserklärung Kurz-/Langeinfahrt folgende Zeichnung:

    Nach einer Kurzeinfahrt zeigt bei der Anschliessenden Ausfahrt das Signal R den Signalbegriff und das Signal N Kennlicht.

    Bei einer Langeinfahrt zeigt das Signal R Kennlicht und das Signal N bei der anschliessenden Ausfahrt den Signalbegriff.

    (Signalbegriffe und Vorsignale zur Vereinfachung weggelassen)


    Bei einem verkürzen Durchrutschweg spricht man von einer "Einfahrt mit verkürztem D-Weg", nicht aber von einer Kurzeinfahrt.

    Gruss

    ESTWsim

  • Quote

    Original von ESTWsim
    Nach einer Kurzeinfahrt zeigt bei der Anschliessenden Ausfahrt das Signal R den Signalbegriff und das Signal N Kennlicht.

    Bei einer Langeinfahrt zeigt das Signal R Kennlicht und das Signal N bei der anschliessenden Ausfahrt den Signalbegriff.

    Dazu hätte ich noch eine Frage. Wenn ich nun also eine Kurzeinfahrt mache, habe ich dann nachträglich noch eine Möglichkeit vom Signal R zum Signal N vorzuziehen ohne die Ausfahrt zu stellen?
    Bei uns in CH gibt es dazu den FB6 (Kurze Fahrt) (Gelb unter gelb).

    Gruss Hanspeter

  • Das hängt davon ab, wie das Stellwerk projektiert wurde. In der klassischen Variante (H/V) nicht, da das Signal R kein Vorsignal am Mast für das folgende Hauptsignal (N) hat.

    Wenn aber betriebliche Gründe vorliegen, dass eben so eine Fahrt benötigt wird, dann kann man am Signal R ein Vorsignal vorsehen und die Fahrstrasse R --> N einbauen. Dazu müssten dann aber zusätzliche Geschwindigkeitsanzeiger/voranzeiger für den verkürzten Bremswegabstand zwischen R und N vorgesehen werden.

    Bei KS-Signalen ist das ganze etwas einfacher zu handhaben - Geschwindigkeitsanzeiger/voranzeiger werden aber weiter benötigt.

    Gruss

    ESTWsim

  • Quote

    Original von Hanspeter Thöni
    [...]
    Bei uns in CH gibt es dazu den FB6 (Kurze Fahrt) (Gelb unter gelb).
    [...]

    Gegenfrage (Da ich das Signalsystem in CH nicht kenne):

    Das Ganze hört sich - zumindest in diesem Punkt - nach einer Wege-Signalisierung an. In Deutschland wird dagegen eine Geschwindigkeitssignalisierung verwendet. Das bedeutet, dass dem Tf nur eine Geschwindigkeit vorgegeben wird - der Grund dafür bleibt ihm vorborgen. So kann z.B. Hp2 bedeuten:

    - verkürzter Abstand zwischen Vor- und Hauptsignal
    - verkürzter D-Weg
    - Abzweigradius der Weichen im Fahrweg

    Wie ist das in CH? Wird dort soetwas wie "Kurze Fahrt" signalisiert und gibt es mehr Beispiele oder ist das ein Sonderfall?

    Gruss

    ESTWsim

  • Naja, Fachspezialist bin ich ja auch nicht, Eisenbahn ist auch nur mein Hobby. Daher kann es sein, dass meine Auskunft nicht 100% richtig ist. Die Deutschen Signalbegriffe stelle ich (soweit entsprechung vorhanden) in Klammern

    Die kurze Fahrt wird z.B. verwendet wenn 2 Hauptsignale nacheinander kommen ohne Vorsignal, wie in obigem Beispiel.
    Kennlicht gibt es bei uns nicht, bei einer langen Ausfahrt also zeigen Beide Signale FB1(Hp1), d.h. Grün. Es folgen also 2 Hauptsignale ohne Vorsignal.
    Bei einer langen Einfahrt zeigt das Einfahrsignal FB1(Hp1), das Vorsignal zeigt 40kmh erwarten FB2*(Vr2). Das Zwischensignal dann kurze Fahrt FB6.
    Bei einer kurzen Einfahrt gibt es mehrere möglichkeiten, je nach Distant von Einfahrsignal zum Zwischensignal. Das Einfahrsignal kann also Fb1(Hp1) zeigen, mit Halt-Erwarten FB0* (Vr0) am Vorsignal. Ist die Distanz aber sehr kurz kann das Einfachsignal auch selbst kurze Fahrt FB6 zeigen. Das Vorsignal ist in diesem Falle dunkel!

    Die Signalisierung ist ebenfalls einen Geschwindigkeitssigalisierung und keine Weg-Signalisierung.

    Bei uns gibt es ja auch die 'Besetzt' Signalisierung, damit kann, z.B. mit einer S-Bahn Komposition in ein besetztes Gleis eingefahren werden, wo z.B. eine 2. Komposition zum anhängen bereitsteht.

    Interesse am Signalsystem: Signalsysteme OBB und SBB
    hier findet sich alles wissenswerte über Oesterreich und Schweiz.

  • Versuches mal etwas deutlicher und mit Beispiel zuerklären:

    Nehmen wir den Bahnhof Röthenbach:
    Bauen wir schnell noch eine Verbindungsweiche vom Gleis 92 nach 93 ein. Die Weichenverbindung liegt zwischen Esig F und Weichen 24/25. Nennen wir die Weichen 26 (Gleis 93) und 27 (Gleis 92). Die Weichen 24, 25, 26 und 27 sind Weichen die im abzweigender Stellung mit maximal 40 km/h befahren werden dürfen.

    Soll jetzt ein Zug von Lindau kommend, über die Verbindung 27/26 und dann gleich wieder zurück über 25/24 nach Gleis 2 fahren, würde er am Esig F Hp2 bekommen.

    Jenachdem wie weit Weiche 24 vom Asig P2 entfernt ist (weis die genau Meter-Zahl leider nicht, glaube aber kleiner 400m), könnte es sein, das am Asig auch nur Hp2 gestellt werden kann.

    Erklärung: Würde ein Personen-Zug in Röthenbach wie oben Beschrieben einfahren und dann halten, dürfte er ab dem gewöhnlichen Halteplatz die am Asig angezeigte Geschwindigkeit fahren. Hier würde ja normal Hp1 erscheinen und der Tf dürfte die erlaubte Buchfahrplan Geschwindigkeit fahren (könnte bis zu 160 km/h sein). Es könnte aber sein, das noch einige Wagen auf der Weichenverbindung stehen und diese könnten vielleicht sogar Entgleisen.

    Ich hoffe du hast mein Beispiel jetzt verstanden, auch wenn es nichts mit dem D-Weg zutun hat.
    Mit dem Umschalten bei Ks-Signalen ist mir neu. Sind diese dann in der örtlichen Richtlinie genannt oder ist das mit dem Umschalten überall möglich?

    MfG

    C.Z.

  • Hi!

    Ich habe in Siegburg (Stellbereich vom ESTW Troisdorf) bei einer "S-Bahn-Verfolgung" mit dem VT 6 der RSE erlebt, dass der Geschwindigkeitsvoranzeiger von "7" auf "12" (oder "10") wechselte.
    Ein "Hochschalten" ist also mindestens im Bereich des ESTW Troisdorf ohne Anweisungen möglich

    Gruß
    RSE-Schaffner

    Clemens Kistinger
    Mobilnummer auf Anfrage

  • Hallo zusammen,

    eine Hochsignalisierung ist auch nur bei einem ESTW mit KS-Signalen möglich. Ist aber auch eine Kostenfrage. Wenn es zu teuer würde, wird wahrscheinlich keine Hochsignalisierung projektiert.

    Gruß
    ESTW-Fdl

  • Warum geht das nur bei ESTW?
    Bei uns in CH funktioniert das auch problemlos mit Relaisstellwerke Domino 67. Hab es sogar bei mechanischen Stellwerken mit Lichtsignalen gesehen. Ein Beispiel (heute nicht mehr existent): Männedorf (mechanisch) Ausfahrt richtung Uetikon (Relais). Am Ausfahrsignal ist das Einfahrvorsignal von Uetikon, da der Abstand aber zu kurz ist geht die Ausfahrt erst mal nur auf Langsamfahrt (Fb2). Sobald Uetikon die Einfahrt öffnet, wechselt die Ausfahrt auf Frei (Fb1).

    Gruss Hanspeter

  • Hallo an alle

    Also ich als Lokführer habe in allen Stellwerksformen schon eine Hochsignalisierung erlebt. Ob auf der Berliner Stadtbahn (Estw) oder auf einer Hg-Strecke (LZB) oder auf "einfachen Stellwerken" wie SpDr II ?( (ich glaub so war die Bezeichnung), sowie mechanische mit Lichtsignalen.

    Mit freundlichen Grüssen
    Sven

  • Hallo,

    eine Hochsignalisierung ist auch bei DR-Stellwerken möglich. Im Bf Balingen(Württ) an der Kbs 766, ausgerüstet mit einem DR S 60 ,habe ich es selbst bei Kreuzungen schon mehrmals gesehen, daß das ESig von HP2 auf HP1 wechselt.

    Gruß Michael

  • Quote

    Original von Michael
    Hallo,

    eine Hochsignalisierung ist auch bei DR-Stellwerken möglich. Im Bf Balingen(Württ) an der Kbs 766, ausgerüstet mit einem DR S 60 ,habe ich es selbst bei Kreuzungen schon mehrmals gesehen, daß das ESig von HP2 auf HP1 wechselt.

    Gruß Michael


    Liegt Balingen(Württ) im Bereich der ehem. DR ???

  • 8o DR steht in diesem Fall doch nicht für DEUTSCHE REICHSBAHN, sondern für DrucktastenRelaisstellwerk!!!

    Kann man ja auch schon an der Kbs-Nummer erkennen, daß es im Westen ist. ;)


    Gruß Michael

  • Was Du meinst, ist tatsächlich eine Mittelweiche.

    Quote

    Original von C.Z.
    Versuches mal etwas deutlicher und mit Beispiel zuerklären:

    Nehmen wir den Bahnhof Röthenbach:
    Bauen wir schnell noch eine Verbindungsweiche vom Gleis 92 nach 93 ein. Die Weichenverbindung liegt zwischen Esig F und Weichen 24/25. Nennen wir die Weichen 26 (Gleis 93) und 27 (Gleis 92). Die Weichen 24, 25, 26 und 27 sind Weichen die im abzweigender Stellung mit maximal 40 km/h befahren werden dürfen.
    [...]

    Dazu brauchen wir den Bahnhof Röthenbach gar nicht umbauen --> es gibt dort nämlich schon eine Mittelweiche: Weiche 7.

    Angenommen, die Weichen 21-25 lassen 60 km/h zu - die Weiche 7 aber nur 40 km/h. Wenn wir jetzt einen langen Güterzug von Weiler bis zum Signal N1 fahren, dann besetzt dieser Zug aufgrund seiner Länge noch die Weiche 7. Beim Stellen der Ausfahrt wird die Weiche 7 nun in die Geschwindigkeitswahl mit einbezogen und das Signal N1 darf nur 40 km/h zulassen, weil die Weiche 7 bei der Weiterfahrt noch befahren wird (Vorausgesetzt, es ist eine entsprechende Mittelweichenteilfahrstraße projektiert).

    Die Entfernung zwischen der Mittelweiche und dem zugehörigen Signal hängt dabei von den betrieblichen Begebenheiten ab und ist nicht an eine feste Meterzahl gebunden.

    Gruss

    ESTWsim

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