Servus Adrian,
da kann ich jetzt etwas dazu sagen, bitte alles als meine persönliche Meinung/Einschätzung zu betrachten
- Lindau Hbf:
Dieses Stellwerk ist für mich so eine Art Hassliebe. Einerseits sehr cool, andererseits muss man in der richtigen Stimmung sein, denn sonst nervt es relativ schnell
Als Österreicher und Inhaber der Simulation BFZ Bregenz habe ich mir Lindau alleine aus Interesse relativ bald zugelegt. Der ganze Bahnhof stellt natürlich eine sehr interessante Betriebssituation dar mit dem Hbf als Kopfbahnhof mit nur 3 elektrisch befahrbaren Gleisen und Reutin noch in etwas anderer Funktion als heute. Auch die Strecken sind nicht uninteressant, in deren Unterwegsbahnhöfen sind die Möglichkeiten allerdings eher begrenzt.
Was du wissen solltest, um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu haben:
- Am Hbf und in Reutin ist einiges zu Rangieren, speziell Lokwechsel und Aufstellen/Abstellen von Zügen.
- Die eingleisige Strecke nach Friedrichshafen fordert, was die Strecken angeht, die meiste Aufmerksamkeit.
- Es gilt mehrere Reisendensicherer zu bedienen.
- Es gibt wenig Automatikbetrieb, bzw. ist er oft störender als hilfreich. Man muss viel klicken.
- Um einen reibungsloseren, pünktlicheren, effizienteren Ablauf sicherzustellen, ist es oft notwendig manuell BÜs geschlossen zu halten, etc..
- Der mitgelieferte "Arlberg"-Umleitungsverkehr ist ganz interessant, aber nicht mit besonders viel Liebe gemacht. Zum Beispiel fährt man einen Zug in Richtung Innsbruck über den Arlberg aus Lindau nach Österreich aus, damit derselbe Zug dann mit Lenkziffer später wieder von Österreich reinkommt. Das ist unrealistisch. Aber man kann ja selbst dran rumbasteln.
- Der mitgelieferte "Rorschach"-Umleitungsverkehr macht mit einem Mitspieler in Friedrichshafen gemeinsam besonders Laune, reduziert aber die Züge von/nach Österreich und reduziert die Zahl der mit E-Tfz fahrenden Zügen.
Welche besetzten Nachbarstellwerke werten Lindau am meisten auf?
1) Friedrichshafen (die meiste Absprache erforderlich, der meiste Verkehr)
2) Memmingen (langer Blockabschnitt, mäßig Verkehr)
3) Bregenz (zweigleisig und mäßig Verkehr, bei Verspätungen, zusätzlichen Zügen oder Störungen aber kommunikationsbedarf)
4) Immenstadt (zweigleisig, langer Blockabschnitt, eher wenig Verkehr und quasi keine Möglichkeiten sich dispositiv zu entfalten)
- Allgäu Süd
Hier hat man natürlich den preiswerten Vorteil gleich zwei Simulationen zu erhalten.
Von Kempten war ich persönlich positiv überrascht und es macht mir viel Freude.
Die Facts dazu (in gewohnter Form wie oben):
- In Kempten gibt es einen Abrollberg mit Rangierbereich, der nur über Lupe eingesehen und bedient werden kann. Hier werden alle eingehenden Güterzüge behandelt und an Werktagen fordert das die volle Aufmerksamkeit (sofern man es alles richtig wie angeordnet machen will). Die Anzahl der Wagen, die es auf die neuen Züge zu verteilen gibt, variieren je nach Wochentag und "Abrollen" wird nicht simuliert, sondern man schiebt immer in die jeweiligen Abstellgleise rein und fährt mit der Lok wieder raus. Es werden dann aus den zerlegten Zügen die Anschlüsse im Stellwerk oder Nachbarstellwerken bedient, später wieder die dort eingesammelten Wagen zu längeren Güterzügen zusammenrangiert.
- Zeitweise wollen 2-3 Loks/Triebwagen gleichzeitig irgendwo im Bahnhof herumfahren, es gilt den Überblick zu bewahren und sich durch die vorhandenen Unterlagen und Anweisungen zu kämpfen.
- Im Personenzuverkehr ist Taktknoten mit Anschlüssen. Der Bahnhof kann kurzzeitig voll werden.
- Die Strecke nach Reutte fährt relativ von selbst (wenn alles pünktlich ist), die österreichischen Betriebsstellen Vils und Reutte selbst
- Der Streckenabschnitt der "Hauptstrecke" besteht eigentlich nur aus dem Bahnhof Kempten selbst
Ist Memmingen besetzt, macht die Zusammenarbeit in diese Richtung am meisten Spaß. Insbesondere, wenn man auch hier noch etwas für zusätzlichen Verkehr durch Umleitungen sorgt. In Richtung Immenstadt und Buchloe merkt man nicht viel vom "realen" Nachbarn, da auch hier kaum Möglichkeiten bestehen, sich dispositiv zu entfalten. Man kann auch mit Garmisch verbinden, aber das habe ich selbst noch nie probiert. Denke aber nicht, dass das sehr wichtig ist, der Zugverkehr hält sich da ja auch eher in Grenzen.
In Immenstadt habe ich selbst noch keinen ganzen Tag durchsimuliert. Es beginnt dort eher ruhig am Morgen, aber es summiert sich dann schnell. Die Hauptachse des Verkehrs und somit auch die meiste Arbeit ist dort auf der eingleisigen Strecke nach Oberstdorf. Sieht man auch am Bildfahrplan ganz gut. Es gibt keinerlei Automatikbetrieb, man muss alles klicken. Und es gibt auch Reisendensicherer, die immer wieder mal bedient werden wollen. Bei Verspätungen am eingleisigen Ast muss man schnell mal umdisponieren, in Immenstadt gehen schnell die Gleise aus, in Oberstdorf selbst ist auch immer wieder was zu rangieren. Mich hat das Stellwerk bislang nicht so richtig "abgeholt". Aber es ist, wenn auch nicht groß, trotzdem nicht einfach nur eines "für nebenbei".
Abschließend, was die ganze Region betrifft:
Ich habe es noch nie erlebt, dass Lindau - Immenstadt - Kempten - Buchloe und Memmingen alle gleichzeitig besetzt und verbunden waren. Hat man diese 5 besetzt, kann man sich natürlich mit Umleitungen, Sperren, Bauarbeiten, whatever austoben. Hier scheitert es halt daran, dass nicht genügend Spieler gleichzeitig online sind (oder sich im Vorfeld absprechen) die auch gut miteinander können, dieselben Prioritäten setzen, etc... Wenn da nur einer dabei ist, der 1000 Sonderzüge und unzählige Verspätungen will, aber das Rangieren nicht ordentlich abarbeitet, ist auch der Güterverkehr in allen Nachbarstellwerken nicht mehr spielbar...
Meiner Meinung nach ist keines deiner angefragten Stellwerke, ebenso wie die beiden Allgäu Nord auch, "ruhig genug", um an einem Mo-Fr zwei gleichzeitig zu steuern und dabei nicht irgendwas zu vergessen, die Reisendensicherer zu ignorieren, das Rangieren unter den Tisch zu kehren, Züge aufstellen vergessen, Züge an Signalen vergessen, BÜs unnötig aufgehen lassen, etc... aber (siehe letzter Absatz, jetzt endgültig off topic) das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, wie er spielen/simulieren möchte. Ich persönlich bevorzuge es sehr realistisch, ich möchte alle gestellten Aufgaben ordentlich und pünktlich abarbeiten und das mit guter Betriebsqualität. Natürlich gehören Verspätungen und Störungen dazu, um es spannend zu halten, aber alles mit Maß und Ziel. Und Umleitungen bevorzuge ich mit halbwegs realistischen Hintergründen, für Sonderzüge überlege ich mir gerne selbst ein Thema anstatt einfach irgendwelche Zugnummern generieren zu lassen und stur durchzuklicken. Ich persönlich simme auch meistens mehrere Stunden durch, wenn ich mal begonnen habe und da entwickelt sich meistens sowieso ein eigener "Flow". Und da hab ich lieber mal, wie in Realität, eine ruhigere Stunde drinnen, als permanent dem Zugverkehr hinterherzuklicken. Aber jetzt bin ich endgütlig vom Thema weg, nur soviel dazu, warum ich persönlich an Mo-Fr von all diesen südlichen Stellwerken nicht zwei gleichzeitig simmen möchte
LG
Bernhard